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Italien und das Leid der Straßenhunde

Fare una bella figura oder die anderen Orte

Stefanie Schöder I 22. August 2022 I Bonn I Dogonaut e.V.

Eine wohlbekannte »Sitte« brachte Tren Italia in diesem Jahr dazu, eine Werbekampagne zu starten und eine kostenlose Mitnahme »seines Freundes auf vier Pfoten« zu promoten. Denn, alle Jahre wieder, wenn der Sommer kommt und die Ferien beginnen, setzen Italiener ihre Hunde scharenweise auf die Straße, überlassen sie ihrem Schicksal, dem Hunger, dem Durst, der Angst und womöglich dem Tod … Zu dieser Seite der Medaille gehört es auch, Kindern Welpen als Spielzeug zu schenken und wenn der süße kleine Welpe dann zu groß geworden ist und sich womöglich lautstark beschwert, dass er 8 Stunden lang sich selbst überlassen ist und auch danach nur mitlaufen kann, dann ist spätestens die Zeit gekommen, ihn loszuwerden. Und die wenigsten suchen ein privates Tierheim auf, das von Tierschützern geführt wird, wo ihr Schützling noch eine Chance auf ein Zuhause hätte. Eine andere Unart ist es, den Hund in ein Tierheim zu geben und das Futter für ihn zu bezahlen, ihn zu vergessen und ihm keine Chance auf eine Familie und ein schönes Hundeleben zu gewähren, denn vielleicht möchte man »seinen« Hund ja doch eines Tages wieder zurück … Auf dem Lande ist man beim Spazierengehen mit seinem Hund allein. Man trifft keine Gleichgesinnten. Spazierengehen mit dem Hund, das macht man nicht. Dafür trifft man bisweilen auf Hundegruppen, die allein unterwegs sind, um die Häuser streichen und das auch gerne zur Nacht. Auf dem Lande trifft man auch auf Kettenhunde, oftmals große Tiere, die Haus und Hof per Laut verteidigen sollen, während das kleine niedliche Hündchen mit ins Haus und ins Bett darf … Sind das die Ungerechtigkeiten des Lebens? In der Toskana da ist das Leid der Jagdhunde groß. Sie leben eingepfercht in einem Verschlag oder in Kisten, sind dem Unbill des Wetters schutzlos ausgesetzt und kommen nur zur Jagd heraus. Einmal im Jahr! Die ruhige Hügellandschaft der Toskana verrät, wo sich diese geschundenen Tiere aufhalten, da der Wind ihr Gebell weiterträgt. Ist die Jagdsaison dann eröffnet zum Ende des Septembers hin, dann geht bereits die Selektion los: Hunde, die sich nicht zur Jagd eignen, werden aussortiert und das heißt im Klartext, sie werden abgeschossen, zurückgelassen, aufgehangen am Baum und als Fraß für die Wildschweine verwandt – das Perversionsrepertoir ist hier groß. Leiden müssen hier auch die Herdenschutzhunde, diese wunderbaren autarken sanften Riesen noch erwähnen. Ernährt wird ein Herdenhund, wenn überhaupt (Geht das, fragt man sich … Ja, es geht.) mit einem Liter Schafsmilch. Wasser oder feste Nahrung – Fehlanzeige. Wenn man bedenkt, wie wichtig diese Hunde für einen Schäfer sind, dann erstaunt es zudem, dass sie meist unkastriert, ungeimpft und bei Krankheiten sich selbst überlassen sind. Das trifft gleichermaßen und darüber hinaus noch sehr viel härter, die unkastrierten Weibchen, deren Babies, die nicht passen, einfach getötet werden…   Das Nordsüdgefälle betrachtend sind die Probleme der Straßenhunde in Süditalien sicher am größten und ihr Aufkommen am stärksten. Was aber meiner Meinung nach viel schlimmer ist, sind die Internierungslager, die wie ein Netz über Italien verteilt existieren. Das sind die anderen Orte, die sich außerhalb der italienischen Lebenswelt befinden. Ausgelagert und nicht Teil des kulturellen Lebens. Man muss sie suchen, viele Italiener wissen nichts von diesen Orten und wissen schon einmal gar nicht, was hinter den Mauern eines solchen Internierungslagers abspielt. Von Nebel verhangen – unsichtbar… Man muss sie also suchen und wenn man sie gefunden hat – Tierschützer tun das, dann wird man oftmals gar nicht vorgelassen, ein Hund ist hier nur noch ein Profitgegenstand, der mehr lebendig oder tot, den Lagervorstehern ein Millionengeschäft bereiten. Der italienische Staat fordert und fördert diese inhumanen, tierquälerischen Maschinerien und die Menschen, die sie betreiben. 3,50 – 7,00 € bekommt ein Tier-Lagerist für einen Hund und manchmal lässt sich auch aus einem Microchip noch ein Hund abrechnen.